Brčko 2020

VIII . INTERNATIONALER KONGRESS DER EUROPÄISCHEN UNIVERSITÄT IN BRČKO

Erstmals nahmen drei Repräsentanten der ÖSG – Österreichisch-Serbischen Gesellschaft – am  Kongress der Europa Universität in Brčko teil, der sich traditionell mit gesellschaftspolitischen Fragen von europäischer Tragweite befasst. Der ÖSG-Vizepräsident Univ.-Prof. DDDr. Wolfgang Rohrbach und der neue ÖSG-Generalsekretär, Dr.Michael Asanger, sowie das Mitglied des  Wissenschaftlichen Beirats, Univ.-Prof. Dr. Dragan Bataveljić, präsentierten ihre Arbeiten und konnten andererseits wertvolle Kontakte knüpfen und Erfahrungen sammeln.
Am Freitag, dem 26. Juni 2020 wurde an der Europäischen Universität – Brčko Distrikt – der VIII. Internationale wissenschaftliche Kongress mit dem Generalthema „Die europäische und eurasische Integration – Vor- und Nachteile“ – abgehalten. Der Rektor der Universität, Univ.-Prof. Dr. Nedeljko Stanković eröffnete das wissenschaftliche Treffen und begrüßte die anwesenden Teilnehmer und Gäste. In seiner Ansprache erinnerte er an die wissenschaftlichen und personellen Ressourcen, die der Europäischen Universität des Distrikts Brcko und der Europäischen Universität „Kallos“ Tuzla zur Verfügung stehen. Er bedauerte aber auch, dass die wegen der Coronavirus- Pandemie kürzlich in BiH eingeführten restriktiven Maßnahmen an Grenzübergängen viele Teilnehmer von einem Besuch der heurigen Veranstaltung abhielten.

Für den Kongress des Jahres 2020 lieferten 222 Haupt- und Koautoren aus 21 Ländern hervorragende Arbeiten. Die veröffentlichten Beiträge bestehen aus 132 Fachartikeln und wissenschaftlichen Originalarbeiten, die in drei Bänden auf fast 1.500 Textseiten abgedruckt wurden. 

Die Organisatoren des wissenschaftlichen Treffens hoffen aufrichtig, dass die akademische Gemeinschaft auf diese Weise zu einem besseren Verständnis und einer möglichen Lösung anstehender Integrationsprobleme beigetragen hat und dass es ihr gelungen ist, auf die Vor- und Nachteile der europäischen und eurasischen Integration hinzuweisen.

Nach der Begrüßungsrede des Rektors folgte eine Ansprache mittels Live-Stream von  I.E. Zorica Bukinac, Botschafterin der Republik Slowenien in Bosnien und Herzegowina. Die Vortragende  erinnerte u.a. an die Hersusforderungen für Slowenien, die es auf dem Weg zur Integration in die Europäische Union gab, und betonte, dass Slowenien im vergangenen Jahr den 15. Jahrestag der Mitgliedschaft in der Europäischen Union begangen habe. Sie wies auf die positiven Wechselwirkungen  und Vorteile der Mitgliedschaft in der Europäischen Union hin.

Als Übergang zu den gesammelten wissenschaftlichen Beiträgen wurden den Teilnehmern  in der Plenarsitzung zwei hochkarätige Vorträge präsentiert.

Den ersten Vortrag zum Thema „DIE WECHSELSEITIGEN BEZIEHUNGEN ZWISCHEN UNIVERSITÄTEN UND VERSICHERERN IN VERGANGENHEIT ,GEGENWART UND ZUKUNFT“ hielt der Univ.-Prof. DDDr. Wolfgang Rohrbach. Die ersten Universitäten Europas wurden – so wird im Beitrag Rohrbachs hervorgehoben – im Hochmittelalter von Mönchen gegründet, die auch als Vorläufer der Versicherer fungierten. Dogmatiker sahen jedoch in der Versicherungstätigkeit unerlaubtes Eingreifen in die Pläne Gottes. Unglücksfälle wurden von ihnen als Gottesstrafe für ein sündiges Leben gedeutet. Erst der deutsche Philosoph der Aufklärung, G.W. Leibniz manifestierte Versicherung als eine wichtige Institutio, die das Böse – gemäß biblischem Auftrag wirksam bekämpft. Sicherheit wurde  ab nun nicht mehr (allein)  durch ein gottgefälliges Leben garantiert, sondern durch Risikomanagement und Errichtung von Versichertengemeinschaften. Seit dem 17./18. Jahrhundert beschäftigten sich an Universitäten immer mehr weltliche Gelehrte mit Versicherungsmathematik und Versicherungsrecht. Das Industriezeitalter brachte eine Blütezeit der Versicherungswissenschaft. Seither wird zu jeder Errungenschaft die passende Versicherung entwickelt (Auto, Flugzeug, Computer usw.). Im europäischen Integrationsprozess spielen heute Versicherungen eine so große Rolle, dass sie verpflichtend vorgeschrieben werden. Die Versicherungsrichtlinien der EU sind elementare Meilensteine des künftigen europäischen Sicherheitssystems. Sie werden an den Universitäten interpretiert  und jährlich dazu Diplomarbeiten verfasst. Sowohl Prof. Bataveljić als auch Dr.Asanger haben das von Prof. Rohrbach herausgegebene weltbekannte enzyklopädischen Sammelwerk „VERSICHERUNGSGESCHICHTE ÖSTERREICHS“ mit ihren Beiträgen bereichert. Andere Kongressteilnehmer folgten. In Österreich, im Steirisch-Südslawischen Kulursalon Emmy bewahrt die als Ehrengast alljährlich geladene ehemalige. Bürgermeisterin des Kräuterdorfs Söchau, KommR Emmy Schrott, einschlägige Publikationen, Bilder und Auszeichnungen der Europa Universität und der ÖSG auf. Dort finden auch Lesungen und Jubiläumsfeiern statt.

Den zweiten Vortrag im Kongress-Plenum hielt Prof. Dr. Mirko Pejanović. Er referierte zum Thema „MÖGLICHKEITEN ZUR BESCHLEUNIGUNG DER INTEGRATION BOSNIENS UND DER HERZEGOWINA IN DIE EUROPÄISCHE UNION“. Als größtes Hindernis bezeichnete der Vortragende den im BiH-Parlament vorherrschenden Mangel an Kooperationswillen zwischen regierender Partei und Opposition. Obwohl die EU für BIH Sonderkonditionen eingeräumt habe, sei bisher keine einheitliche Linie in der  Integrationspolitik erzielt worden.

Am Ende der Plenarsitzung wurden prominente Personen für ihren Beitrag zur Entwicklung der Wissenschaft wie folgt ausgezeichnet:

1. Univ.-Prof. DDDr. Wolfgang Rohrbach für besondere Beiträge zur Entwicklung der Versicherungswissenschaft;

2. Univ.-Prof. Dr. Mirko Pejanović für einen besonderen Beitrag zur Entwicklung der Politikwissenschaft;

3. Univ.-Prof. Dr. Miele Petrović für seinen besonderen Beitrag zur Entwicklung der technischen Wissenschaften;

4. Univ.-Prof. Dr. Mithat Tabaković für seinen besonderen Beitrag zur Entwicklung der medizinischen Wissenschaften und

5. Univ.-Prof. Dr. Dragan Bataveljić für seinen besonderen Beitrag zur Entwicklung der Wissenschaft des Verfassungsrechts.

Nach einer kurzen Pause wurden die Teilnehmer in thematische Sektionen für Rechts-, Wirtschafts-, Politik-, Medizin-, Pädagogik- und Naturwissenschaften auf verschiedene Säle verteilt, in denen sie ihre Beiträge präsentierten.

Prof. Dr. Dragan Bataveljić behandelte das Thema „DIE REPUBLIKA SRPSKA AN DER KREUZUNG ZWISCHEN EUROPÄISCHER UND EUROASIATISCHER INTEGRATION“.

Vergleicht man die Entwicklung am Kosovo mit jener in der Republika Srpska, so erkennt man, dass zu ähnlichen Fällen unterschiedliche Rechtsauffassungen  existieren, was eigentlich dem Geist der Europäischen Union widerspricht.

Es bedarf aufklärender Gespräche, um Missverständnisse und Willkürakte der Vergangenheit zu beseitigen.

Dr.Michael Asanger referierte in englischer Sprache zum spannenden Thema „TRADE IMPACT OF CHINA’S  BELT AND ROAD INITIATIVE“.

Der ÖSG-Generalsekretär stellte dazu fest: „Die Motivation meiner Arbeit fußt auf den Gedanken der größten Infrastrukturinvestition in der Geschichte. Dies wird einen ökonomischen Aufschwung in den partizipierenden Regionen schaffen. Jedoch sollte man auch die chinesische Listenlehre im Auge haben, denn auch China versucht – zu Recht – die sich bietenden Vorteile zu lukriieren.“

Der Kongress endete mit einer festlichen Abendveranstaltung im Hotel Jelena,  der den Teilnehmern die Gelegenheit bot, einander in geselliger Stimmung besser kennenzulernen.